| Arno Schmidt Weblog |
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Infos, Splitter, Hinweise zum Autor Arno Schmidt und dem Umfeld
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Sonntag, September 08, 2002
Vor ca. 10 Jahren gab es diese dolle Debatte um die deutsche Gegenwartsliteratur. Wer sie verpasst hat, hat nicht viel verpasst. Etliche Beiträge wurden dann in einem Sammelband veröffentlicht:
- Andrea Köhler / Rainer Moritz (Hg.), Maulhelden und Königskinder, Reclam Leipzig 1998 - und man kann so die Debatte im Zeitraffer verfolgen. Was uns eventuell interessiert: Welches Verhältnis der "Gegenwartsliteratur" zu den "Älteren" wurde hergestellt, und wer berief sich mit welchen Argumenten auf Schmidt? Voila: Volker Hage (Spiegel, 10.11.89) behauptet "Die Literatur der achtziger Jahre kann sich sehen lassen" und beruft sich dabei auf Ausführungen von Hermann Kinder: "Ich habe keine Scheu, Uli Becker neben Celan zu setzen und Henscheid und Kronauer neben Grass, Strauß neben Hildesheimer, Jelinek neben Frisch, Paul Wühr neben Arno Schmidt. Und bitte: Brauchen sich von Kieseritzky und Markus Werner vor Lettau und Bichsel zu verstecken? Zum Beispiel." Uwe Wittstock (Neue Rundschau 104, Heft 3/1993) rekapituliert: "Von jenen Autoren, die in den fünfziger und sechziger Jahren ihre Karriere begannen, wurden einige sehr schnell, manche deutlich vor ihrem vierzigsten Geburtstag, zu zentralen Gestalten des deutschsprachigen Literaturbetriebs: Dazu gehören (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) Böll, Dürrenmatt, Ilse Aichinger, Arno Schmidt, Siegfried Lenz, Grass, Frisch, Johnson, Peter Weiss, Martin Walser, Ingeborg Bachmann, Thomas Bernhard; zu den jüngsten dieser Großen zählen die 1929 geborenen Kunert, Enzensberger, Rühmkorf, Christa Wolf und Heiner Müller; und als Nachzügler schließlich Peter Handlke. Sie sind bis heute bestimmend für das Profil unserer Nachkriegsliteratur und immerhin so populär, daß auch Nicht-Leser mit ihrem Namen etwas anzufangen wissen." Und dann konstatiert er eine Lücke: "Wenn nun aber die einen (gemeint sind: Talente) über zehn, zwanzig Jahre ganz ausbleiben, wird es Zeit, sich Gedanken zu machen." Siegfried Unseld (FAZ, 18.08.93) weiß auch etwas: "Arno Schmidt, den Uwe Wittstock erwähnt, wurde nach dem Erscheinen seines Erstlings 'Leviathan' als 'Genie' begrüßt, als 'wirklicher Dichter' (Hermann Hesse); ich konnte seine Verkaufszahlen nicht eruieren, doch wird die bei Rowohlt, Baden-Baden, 1949 erschienene Erstausgabe keine große Auflage gehabt haben." Einwurf Karl-Heinz Bohrer (Merkur 49/1995): "Die literarischen Standards sind auf dem tiefsten Niveau vor der Nachkriegszeit angelangt.(...) Es ist kein Zufall, daß auch die deutschsprachigen Autoren nach dem Zeweiten Weltkrieg, die durch artifiziellen Rang in Erinnerung bleiben werden, samt und sonders solche mit relativ hoher theoretischer Kompetenz sind: Peter Weiss, Arno Schmidt, Hans Magnus Enzensberger, Alexander Kluge, Reinhard Lettau, auch der frühe Wellershoff, nicht zu vergessen die Wiener Gruppe. Und Botho Strauß und Peter Handke - was immer deren Verächter einwenden mögen: Es handelt sich um Künstler von hoher, werkimmanenter Reflexionskraft." Abschließend Brigitte Kronauer (Originalbeitrag für den Sammelband): "Berühmtheit im Zeichen immer dringlicher geforderter Internationalität erlangt statt dessen das leicht Übersetzbare (und daraufhin, der entscheidende Nebeneffekt, gewinnt es auch nationale Repräsentanz, in der Rückkopplung), das Nicht-Spezifische: Handlung, Ambiente, herkömmliche Symbolik, politische Illustration. Böll, Grass, Christa Wolf werden da automatisch zu bedeutenderen Schriftstellern als Reiniger und Erfrischer der Sprache wie Arno Schmidt, Helmut Heußenbüttel, Ror Wolf." (von oliverg)
Cotta's kulinarischer Almanach No. 10 enthält ein gastronomisches Rätsel "Zehn Mahlzeiten aus der deutschen Literatur", aufgetragen von Joachim Kalka. Ausschnitt 3 ist aus "Das steinerne Herz" (der Büchsenbraten mit Blumenkohl).
(von oliverg) Samstag, September 07, 2002
In "Des Dichters Aug' in feinem Wahnwitz rollend" von Drews/Plöschberger erfahren wir viel über die Geschichte des Zettel's-Traum-Raubdrucks. 1986 erschien in Berlin "Abenteuer des Lesens. 1. Jahrbuch der Raubdrucker", enthaltend vor allem Nachdrucke von Zeitungsartikeln. Das Nachwort eines Hans Luft "Gemeinfreiheit und Privileg" fasst noch einmal die Argumente zusammen und nimmt dabei an mehreren Stellen Bezug auf Schmidt:
"Arno Schmidt hat damals 12 000 DM abgelehnt, die dann an die Rote Hilfe gingen." (was, wie wir heute wissen, nicht der Fall war)(von oliverg)
Splitter
"Ich denke da zum Beispiel an Detlev Opitz, der in seinen gesammelten Erzählungen in 'Idyll' (Mitteldeutscher Verlag, 1990) zeigt, wie man sich an Arno Schmidt orientieren konnte und doch die korrupte DDR-Wirklichkeit nicht aus den Augen verlor." Hajo Steinert, Die Szene und die Stasi, Die Zeit, 29.11.1991; hier nach: MachtSpiele - Literatur und Staatssicherheit, Hg. von Peter Böthig und Klaus Michael, Reclam Leipzig 1993, S. 333 (von oliverg)
Linkname: Die Insel und einige andere Metaphern für Arno Schmidt
URL: http://www.wallstein-verlag.de/buecher/299-1f/299-1b.html Hans Wollschläger Die Insel und einige andere Metaphern für Arno Schmidt ca. 240 Seiten, Leinen mit Schutzumschlag Eur (D) ca. 29,- / Eur (A) 29,90 / sFr ca. 49,50 ISBN 3-89244-299-1 Frühjahr 2003 ____________________________ Hans Wollschläger setzt sich in zwei neuen Dialog-Essays mit seinem Lehrer und Mentor Arno Schmidt auseinander. Arno Schmidt (1914-1979) hat zu seinen Lebzeiten nur einen Schüler angenommen und als Nachfolger akzeptiert: Hans Wollschläger. Dem unabhängigen Grenzgänger und überzeugten Autodidakten kommt eine ähnliche Position im literarischen Diskurs zu wie Arno Schmidt. Ihre Verwandtschaft liegt nicht im speziellen literarischen Stil, sondern in der »unzeitgemäßen« Stellung im System der Literaturindustrie, in der Weigerung, die Forderungen des Marktes nach konformer Ware zu befriedigen. Die vorliegende Sammlung vereinigt alte und neue Texte Wollschlägers über Schmidt, wobei im Zentrum die große Nachruf-Rede von 1982 steht, »eine Groß-Huldigung, die an höchste Beispiele erinnert, an Nietzsches Betrachtung über Richard Wagner in Bayreuth oder an Rudolf Borchardts Hofmannsthal-Rede« (Gustav Seibt). In zwei Texten, in denen er Schmidts Form des Dialog-Essays aufnimmt und weiterführt, zeichnet Wollschläger die mittlerweile historisch gewordene Gestalt Arno Schmidts nach - eine Erörterung, die das biographische »Erinnern« selbst zum Thema macht. Inhalt Eines deutschen Dichters Halbjahrhundert (1964) Schmidt I (1999) Die Insel (1982) Schmidt II (1999) Bruder Kuhn (1983) (von oliverg) Donnerstag, September 05, 2002
Vorankündigung
Subskriptionsfrist bis zum 15. September 2002: Litus arare Bibliographie Rudi Schweikert Mit einem Geleitwort von Hans Wollschläger Einmalige Auflage 2002. ca. 115 Seiten (21 x 14,8), kartoniert Bei Vorbestellung bis zum 15.9.02 für Mitglieder der Gesellschaft der Arno Schmidt Leser Euro 13,00 für sonstige Vorbesteller bis zum 15.9.02 Euro 15,00 Der endgültige Preis wird nach dem Erscheinungstermin festgesetzt. Die Bibliographie enthält viele Verweise in den Texten von Rudi Schweikert zu Karl May und Arno Schmidt. Erscheinungstermin: Mitte Oktober 2002. Vormerkungen nehmen wir ab sofort an. Mit freundlichen Grüssen Bangert & Metzler Verlagsbuchhandel Postfach 11 08 Schillerstr. 39 69257 Wiesenbach Telefon: 0 62 23 - 4 95 23 Fax: 4 95 48 E-Mail: bangert_metzler@01019freenet.de (von oliverg) Dienstag, September 03, 2002
Rudi Schweikerts Buch
DAS GEWANDELTE LEXIKON Zu Karl Mays und Arno Schmidts produktivem Umgang mit Nachschlagewerken 2002. 272 Seiten, kartoniert Euro 33,00 ist nebenbei erwähnt in Rolf-Bernhard Essig: Kritik in Kürze Die Zeit, Hamburg 29. August 2002 Nr. 36 Seite 44 Spalte 1 Bestellungen nimmt an: Ulrike Bangert Versandbuchhandel (von oliverg)
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