Arno Schmidt Weblog

Freitag, Juni 21, 2002

Splitter

1. In der "Jungle World" vom 05.06. findet sich ein Artikel von Jan Süselbeck über Reinhard Gehlen. Süselbeck geht darin auf Koeppens "Treibhaus" ein, in dem ein General namens Frost-Forestier auftaucht, laut der Literaturkritik ein verschlüsselter Gehlen (wußte ich nicht). Und wenn auf die Stimmungslage jener Zeit eingegangen wird, bringt Süselbeck Schmidt locker auch noch unter:

Koeppens Kollege Arno Schmidt schrieb 1959: "Unser Volk wählt sich bewußt diese Leute! Vor die Alternative gestellt: 'Wollt Ihr eine starke Wehrmacht? Wollt Ihr die christlich = abendländisch = verantwortungsbewusste Atommacht?!'; oder aber (und hier wird die Stimme natürlich ironisch und abfällig): 'Wollt Ihr ein fleißig = unbedeutendes Dasein als Kleinstaat?' - da wählte, auch heute und künftig wieder, das deutsche Volk unweigerlich den Donnerer Thor."


2. Im März-Heft von "Konkret" rezensiert Rayk Wieland Grassens "Krebsgang". Man liest und wartet, und dann:

"Es mag ja sein, dass Grass mit seiner 'Novelle' erstmals in der Nachkriegsliteraturgeschichte vorurteilsfrei die deutsche Vertriebenenproblematik touchiert hat - aber dann hätte er seinen Text auf, sagen wir, vor 1953, dem Erscheinungsjahr von Arno Schmidts 'Umsiedlerin' (sic), zurückdatieren müssen."

3. Michael Rudolf bringt bei Tiamat "Chefarzt Dr. Fischer im Wechselbad der Gefühle. Ein Politpornothriller" heraus (eher mau) und bringt einige Anspielungen unter, z.B.: "Außerdem pflegten die Schwestern eine strenge Diät: heute Croissants, Sekt und frische Kuttelsuppe aus der Bargfelder Landküche."
Die Älteren erinnern sich vielleicht an die weiland Jules-Verne-Ausgabe von Bärmeier & Nikel, danach als Taschenbuch bei Fischer, in der einige Übersetzer, darunter Lothar Baier, diverse Schmidt-Anspielungen unterbrachten...

4. Im Juni-Heft von "Konkret" schreibt Martin Büsser über Aby Warburg. Daraus:

"Diese Tafel (gemeint ist die erste Bildtafel aus dem "Bilderatlas Mnemosyne", P.S.) bildet den noch vergleichsweise überschaubaren Auftakt zu einem Spätwerk, das ähnlich rätselhaft, für endlose Exegesen offen ist wie Finnegan's Wake und Zettels Traum."



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